MELODIEN FÜR VIELE
Oder: Rousseau und die Musik
Freitag, 21. September 2012 - 20:30 Uhr
Villa Elisabeth, Invalidenstr. 3, Berlin
Eine theatralische Erkundung von und mit
happysystem
Vanessa Barkowski (Sängerin)
Christian Filips (Dichter & Sänger)
Martin Ripper (Cembalist & Flötist)
Birgit Schnurpfeil (Violine)
Eva Brunner (Schauspielerin)
Andreas Albert Müller (Tänzer & Sänger)
Ludwig Obst (Sänger)
Bo Wiget (Komponist & Cellist)
sowie Sängerinnen und Sänger der Sing-Akademie zu Berlin
Moderation, Textauswahl: Vanessa de Senarclens, Béatrice Durand
Jean-Jacques Rousseau, der große Philosoph, Pädagoge und Naturforscher der französischen Aufklärung, war nicht zuletzt ein eigensinniger Komponist und Musikästhetiker. Unter Ablehnung der Konventionen seiner Zeit forderte der musikalische Autodidakt eine melodiebetonte, einfach gehaltene Musik, die “mit der ganzen Menschheit auf Du und Du” sein sollte. Dazu erfand Rousseau ein eigenes Notensystem, entwarf neue Gattungen wie das Melodram und arbeitete an einer revolutionären Ästhetik der Musik als natürlicher, von den Verwerfungen der Geschichte verstellter Sprache der Empfindungen.
Aus Anlass seines 300. Geburtstags widmen sich das Theaterkollektiv happysystems und die Sing-Akademie zu Berlin Rousseaus musikalischem Denken. Entstehen wird ein Abend, der Musik der französischen Aufklärung mit zeitgenössischer Choreographie, skulpturalen Soundscapes, Rezitationen und performativer Improvisationskunst vereint.
Gibt es Musik, die aus gesellschaftlichen Konventionen zu befreien vermag? Wie klangen Rousseaus eigene Befreiungsversuche? Warum ließ der “Ranz de vaches” die schweizerischen Soldaten weinen, desertieren oder sterben? Wie wird aus einem Tierlaut Wort, wie aus einer Geste Sprechen? Wo fängt die Musik an, wo hört das Reden auf? Wie singt man mit den Augen? Und wie bringt man die Musik dazu, wieder aufzuhören, wenn man genug von ihr hat? Weinen, desertieren, sterben: Keiner verlässt den Saal ohne ein Lied auf den Lippen.