DIE SIEBEN TODSÜNDEN +++ VERSCHOBEN! +++
Ein Oratorium von Adalbert von Goldschmidt
Eröffnung von CRESCENDO - Das Musikfestival der UdK Berlin
Sonntag, 3. Mai 2020, 20:00 Uhr
Konzertsaal der Universität der Künste, Hardenbergstr. 33
+++ verschoben auf 2021 - ohne Gewähr +++
Sing-Akademie zu Berlin
Staats- und Domchor Berlin
Kammersymphonie Berlin
Julia Giebel - Sopran
Annelie Sophie Müller - Mezzosopran
Tora Augestad - Alt
Andrew Dickinson - Tenor
Thomas Blondelle - Tenor
Nikolay Borchev - Bariton
Stefan Sevenich - Bass
NN - Bass
Musikalische Leitung: Kai-Uwe Jirka
Programm und Einrichtung: Christian Filips
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Die sieben Todsünden (1870-75)
Ein Oratorium - Adalbert von Goldschmidt
Uraufführung: Berlin, 3.Mai 1876 -
Erste Wiederaufführung seit der Pariser Premiere 1885
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Zur Eröffnung von CRESCENDO - dem Musikfestival der UdK Berlin - wagt sich die Sing-Akademie zu Berlin an die Wiederentdeckung eines berüchtigten "Monstrewerks" des Wiener Fin de Siècle. Zum ersten Mal seit 1885 erklingt Adalbert von Goldschmidts Oratorium „Die sieben Todsünden", das 1876 in Berlin mit großem Erfolg zur Uraufführung kam, viel beachtete Aufführungen in Hannover, Leipzig, Paris und New York erlebt hat, dann aber über ein Jahrhundert lang als "Machwerk eines jüdischen Wagnerianers" zunächst diffamiert und schließlich vergessen wurde.
Das seinem Lehrer Franz Liszt gewidmete Werk überträgt die Harmonik Richard Wagners, die freie musikalische Deklamation und die Orchesterbehandlung der Zukunftsmusiker auf das Genre des Oratoriums, bleibt aber nicht bei epigonaler Imitation stehen. Goldschmidt treibt vielmehr den pluralistischen Stil des späten Franz Liszt weiter, bis hin zu gewitzten, frühmodernen Wagner-Travestien, chansonhaften Elementen und Arbeitermärschen.
Über den engen Bereich der Musikgeschichte hinaus lässt sich an dem Oratorium die Entstehung der Wiener Moderne exemplarisch ablesen. Besonders präsent ist in den „Todsünden" das Aufkommen der Arbeiterbewegung und des Kapitalismus, der 1872 zum ersten Wiener Börsencrash führte. In der Szene „Die Habsucht" geraten die Volksmassen in einen wahren Goldrausch und spielen mit „Fortunas Kugel" in einer großen Lotterie an „des Teufels Börse". Goldschmidts Musik macht die politischen Kämpfe der frühen Moderne hörbar, die bis heute nicht aufgehört haben, unser Denken zu bestimmen.