ÜBER DIE SING-AKADEMIE IM ALLGEMEINEN UND DIE PANDEMISCHE LAGE IM BESONDEREN
ORGANE/STRUKTUR DER SING-AKADEMIE ZU BERLIN
Die Sing-Akademie zu Berlin besteht aus zwei Einrichtungen, der im 1791 gegründeten Gesellschaft Sing-Akademie zu Berlin e.V., heute ein eingetragener Verein, und der 2017 vom Verein errichteten Stiftung Sing-Akademie zu Berlin. Beide Einrichtungen verfolgen gleichgerichtete, satzungsmäßige Zwecke, nämlich die „Pflege der gesamten Chormusik ... durch die Veranstaltung von Übungen und Schulungen für Chorsänger und alle am Chorgesang Mitwirkende, von Aufführungen und Auditorien sowie durch einschlägige wissenschaftliche Veranstaltungen". Beim Verein stehen unverändert alle inhaltlichen und organisatorischen Aufgaben im Zusammenhang mit der praktischen Durchführung der Schulungen und Aufführungen im Vordergrund (u.a.: Probenbetrieb, Stimmbildung, Mitgliederangelegenheiten, Chorwochenenden, Kommunikation und Fundraising). Die Stiftung fungiert hauptsächlich als Vermögensverwaltung und Hauptfinanzier des Vereins. Dazu brachte der Verein sein auch kulturgeschichtlich bedeutendes Vermögen in die Stiftung ein, darunter auch das 2001 aus der Ukraine zurückgekehrte Archiv und das Haus am Kastanienwäldchen (Gorki-Theater), dessen Rückgabe im Jahr 2012 endgültig erfochten wurde.
Verein und Stiftung werden durch einen Vorstand geleitet und vertreten. Die Vorstände stimmen sich regelmäßig ab. Die Förderung und Unterstützung der Projekte des Vereins durch die Stiftung ist in der Satzung der Stiftung verankert und in einer Vereinbarung geregelt. Die Stiftung stellt dem Verein Räume (Büro, Proben), Personalressourcen und Geld zur Verfügung analog Anlage 1 des Zuwendungsvertrags - Aufgabenverteilung zwischen Verein und Stiftung: „Der Verein bleibt unabhängig. Er wird in seinen Entscheidungsbefugnissen und Entfaltungsmöglichkeiten durch die Stiftung in keiner Weise eingeschränkt. Dies gilt umgekehrt entsprechend."
Die Sing-Akademie zu Berlin verfügt damit über eine zeitgemäße, effiziente, rechtlich und steuerlich abgesicherte Struktur für eine dauerhafte Erfüllung ihrer Aufgaben auf einem gesicherten finanziellen Fundament.
AUFGABEN/PROJEKTE DER STIFTUNG
Das Vermögen der Stiftung besteht aus dem Haus am Kastanienwäldchen, das an das Land Berlin verpachtet ist (Erbpacht), dem bei der Staatsbibliothek Berlin als Depositum verwahrten Archiv (Sammlung von Notenhandschriften), Kunstbesitz (z.B. Büsten, Gemälde, Instrumente etc.) und liquiden Werten (Geld, Wertpapiere). Die Stiftung hat die Aufgabe, dieses Vermögen zu erhalten und professionell zu verwalten, damit die Erträge den gemeinnützigen Zwecken zugutekommen können, insbesondere der Förderung der Projekte des Vereins.
Im Moment läuft neben der Förderung der musikalischen Projekte z.B. die Restaurierung der Telemanniana des Archivs. Dafür hat die Stiftung Förderzusagen und Spenden in Höhe von ca. 400.000 EUR eingeworben.
Eine zentrale und langfristige Aufgabe der Stiftung ist die Entwicklung eines modernen Probenzentrums für die Chöre der Sing-Akademie, das auch den Ensembles anderer Akteur*innen der freien Musikszene in Berlin zur Verfügung stehen soll. So könnte eine neue „Sing-Akademie" entstehen als ein nach der Gründungsidee der Sing-Akademie geleiteter, kuratierter und bespielter Raum, der internationalen und institutionellen Partner*innen ebenso wie der freien Kunstszene Berlins offen steht. Da die Realisierung dieses Vorhabens einige Zeit dauern wird, hat die Stiftung bis auf weiteres St. Johannis als Probenort zu deutlich günstigeren Konditionen als bisher die Villa Elisabeth angemietet. Ab 2022 werden dort das Büro der Sing-Akademie mit dazugehöriger Bibliothek und Präsenz-Notenarchiv untergebracht und Platz für Stimmbildung und Sitzungen zur Verfügung stehen.
ARBEIT DES HAUPTCHORES
ROLLE DER BEIRÄTE
Grundsätzlich ist es Sache der jeweils gewählten Beiräte, ihr Amt nach eigenem Ermessen zu strukturieren und zu gestalten. Gerade in der Pandemie und damit einer immer noch anhaltenden Ausnahmesituation nehmen wir den Beirat als wichtiges Organ der Sing-Akademie, um das Chorleben zu erhalten, wahr. Bei der Gestaltung des Podcasts, bei der Einrichtung von Online-Proben und bei der Wiederaufnahme des Probenbetriebs war und ist der Beirat eine produktive und wertvolle Hilfe.
MUSIKALISCHE ZIELE
Wir befinden uns immer noch in einer pandemischen Notlage, in der es darum geht, den Chor mit allen Kräften als Gemeinschaft zu erhalten. Das Gebot der Stunde ist für uns - angesichts der Herausforderungen durch die Pandemie - den Hauptchor der Sing-Akademie überhaupt wieder sing- und konzertfähig zu machen.
Die Hauptaufgabe liegt derzeit darin, das soziale Gefüge wieder herzustellen, für künstlerische Re-Qualifizierung zu sorgen, den Verlust des Probenorts durch Etablierung eines neuen Standorts auszugleichen sowie alte und neue Sängerinnen und Sänger dazu zu bringen, die neu entstandene Hemmschwelle zu überwinden.
Die Programme orientieren sich am jeweiligen Leistungsstand. Für das in der Chorlandschaft inhaltlich singuläre inhaltliche Programm (Verbindung von Alter und Neuer Musik, Entwicklung zeit- und ortsspezifische Programme an ungewöhnlichen Orten, Erst- und Uraufführungen) wird bei jedem einzelnen Projekt neu geworben.
BESETZUNG & ENTWICKLUNG DES HAUPTCHORES
Grundsätzliches Ziel ist es, den Chor als oratorisches Konzertensemble wieder zu befähigen. Die KL berücksichtigt mit jedem Jahr aufs Neue die Möglichkeiten des aktuellen Chores und berücksichtigt neben den inhaltlichen Erwägungen auch chorpädagogische Impulse. Dabei spielen neben den Konzertprojekten auch Formate wie „Oratorio" und musikalisch niedrigschwellige Projekte eine große Rolle. Sie sollen dazu einladen, an der Sing-Akademie ohne große Hürden teilzuhaben. Über den Einsatz von Aushilfen entscheidet die KL gemäß der künstlerischen Einschätzung. Wir greifen bei den Aushilfen zumeist auf Kräfte zurück, mit denen wir seit Langem arbeiten, das gelingt naturgemäß nicht immer. Daher freuen wir uns über Rückmeldungen zu Gästen (wie das auch bislang im Austausch mit den Beiräten schon geschehen ist und weiterhin geschehen soll).
Die Tendenz der Abwanderung sehen wir aktuell nicht; in den letzten Wochen hat die Sing-Akademie wieder einen Zuwachs an Sängerinnen und Sängern zu verzeichnen. Natürlich ist hier insbesondere auch der Beirat gefragt, in konkreten Fällen nach den Gründen zu fragen und aktiv für die Sing-Akademie werben. Das Männerstimmenproblem teilt die Sing-Akademie leider schon seit 15 Jahren mit allen anderen oratorischen Chören der Stadt. Dabei handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem wir auch mit gezielter Männerchorwerbung bislang noch nicht entgegenwirken konnten.
NACHWUCHS
Erfahrungsgemäß bringen gelungene Konzertprojekte den meisten Nachwuchs. Daher hoffen wir darauf, im neuen Jahr wieder öffentlichkeitswirksam konzertieren zu können. Die Zusammenarbeit mit dem SDC zahlt sich aus Sicht der KL durchaus aus. Etliche Eltern, teils Mitarbeiter singen und wirken mit, die Kooperation mit der UdK bringt uns gute Einstudierer und schöne Konzertmöglichkeiten in Vergangenheit und Zukunft (2022 Mahler III in der Phil) u.a. Auch mit dem Mädchenchor gibt es eine große Wechselwirkung von Geschwistern und Eltern. Allerdings fehlen hier pandemiebedingt die großen, gemeinsamen Projekte; das soll sich natürlich in der Zukunft wieder ändern.
PROBENARBEIT
Kai-Uwe Jirka arbeitet seit 2006 als künstlerischer Leiter ehrenamtlich für die Sing-Akademie, leitet große Konzertprojekte und Aufführungen und betreut und berät alle Gastdirigent*innen und Assistent*innen, mit denen das Ensemble arbeitet - auch bei der Probenarbeit. Seit März 2020 ist er - bedingt durch die Pandemie -im Rahmen seiner Chorleitungsprofessur an der UdK leider in erheblichem Maß beansprucht. Der Beruf des Chorleitungsprofessors besteht seit fast 2 Jahren aus einem permanenten Krisenmanagement. Erfreulicherweise fanden sich für die Sing-Akademie kompetente Kräfte, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Die jeweiligen Probenleitenden werden vorab instruiert und in enger Absprache ein sinniger Probenprozess entwickelt. Friederike Stahmer probt regelmäßig mit dem Konzertchor der Mädchen, Christian Filips ist zuständig für die Projektentwicklung und die Spielorte. Bei jedem Projekt macht er Projekteinführungen und betreut die Endproben mit.
KONZERTE
Der seit etwa 10 Jahren gelebte Konzertrhythmus von drei oratorischen Konzerten des Hauptchors im Jahr soll beibehalten werden. Mit Hilfe von Kooperationen ist es bisher immer gelungen, drei Konzerte zu veranstalten. Neu ist, dass das durch die Restitutionserlöse vorhandene finanzielle Rücklagenpolster zur Neige geht. Wir sind bei den Veranstaltungen zukünftig also dringender auf Kooperationen oder zusätzliches Sponsoring angewiesen.
Für 2022 ist die Trias Passionsprogramm im Frühjahr / Sommerkonzert / Herbstprogramm ins Auge gefasst. Programmatisch orientiert sich die Arbeit an Neu- und Wiederentdeckungen, der Kombination von zeitgenössischer und alter Musik sowie Cross-Over- und und Kooperationsprojekten (wie z.B. mit der Volksbühne). Ein Konzert im Jahr wird dabei i.d.R. durch Kooperationen ermöglicht.
PLANEN
Die Pandemie macht Planungssicherheit in allen Lebens- und Arbeitsbereichen zum Problem. Wir bemühen uns darum, Konzert- und Probentermine trotz der Pandemie verlässlich zu gestalten und frühzeitig zu kommunizieren. Leider lassen sich aber auch kurzfristige Konzertverschiebungen nicht vermeiden. Eine verantwortliche künstlerische Leitung muss sich vorbehalten, gemäß des aktuellen Proben- und Leistungsstandes des jeweiligen Ensembles Passagen zu streichen, kleiner zu besetzen oder Stücke ganz aus dem Programm zu nehmen. Diese künstlerischen Entscheidungen gehören zur Grundverantwortung jeglicher musikalischen Leitung, die vor allem die Aufgabe hat, das Ensemble in der Öffentlichkeit gut zu präsentieren und für das Gelingen der Veranstaltungen zu sorgen. Wenn es dazu Vorschläge, Rückfragen oder Anregungen gibt, nimmt die KL diese jederzeit sehr gern entgegen.