BACH UND BERESOWSKI
Ein Benefizkonzert für die Initiative "Heart for Ukraine" / Ukraine-Hilfe Berlin e.V.
Mit Musik von Johann Michael Bach, J.S. Bach, C.P.E. Bach, Maxim Beresowski, Telemann und Valentin Silvestrov
Samstag, 26. März 2022, 20:00 Uhr
Berliner Dom, Am Lustgarten
Sing-Akademie zu Berlin
Haupt- und Mädchenchor
Ensemble des Staats- und Domchors Berlin
Lautten Compagney Berlin
Konzertmeisterin: Birgit Schnurpfeil
Marina Bondas (Violine)
Viktor Rud (Bariton)
Anja Petersen (Sopran)
Laura Murphy (Alt)
Volker Nietzke (Tenor)
Jonathan de la Paz Zaens (Bariton)
Musikalische Leitung: Kai-Uwe Jirka, Friederike Stahmer
Programm: Christian Filips
Aus Anlass des 20. Jubiläums der Rückkehr ihres Notenarchivs aus Kyjiw widmet die Sing-Akademie der ukrainischen Musik ein Konzert im Berliner Dom. Alle Einnahmen gehen an die Initiative "Heart for Ukraine", die von der Geigerin Marina Bondas gegründet wurde.
Eintritt 20 € / erm. 10 € > TICKETS // LIVE-STREAM
PROGRAMM:
Gebet für die Ukraine
Valentin Silvestrov (*1937)
Ach wie sehnlich wart ich der Zeit
Johann Michael Bach (1648-1694)
Sinfonie in h-Moll
Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Wie lange hincket Ihr auf beyden Seiten
Georg Philipp Telemann (1681-1767)
Moderne Erstaufführung aus dem Archiv der Sing-Akademie zu Berlin
Hommage an J.S. Bach
Valentin Silvestrov
Gespielt von Birgit Schnurpfeil (Violine) / Kai-Uwe Jirka (Klavier)
Zwei ukrainische Lieder
Nacht im Mondlicht
Dort, wo der Yatran fließt
Mykola Lyssenko (1842-1912)
Gesungen von Viktor Rud
Gebet an die Ukraine
Mykola Lyssenko, gesungen vom Mädchenchor der Sing-Akademie
Preiset den Herrn alle Lande
Verwirf mich nicht in meinem Alter
Maxim Sosontowitsch Beresowski (1745-1777)
Der Schlaf schleicht sich um die Fenster herum
Ukrainisches Wiegenlied - gespielt von Marina Bondas
Gebet und Segen
Dompredigerin Petra Zimmermann und Olga Prykhodko (Chorleiterin)
Verleih uns Frieden
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Gebet für die Ukraine
Valentin Silvestrov (*1937)
*
Bach und Beresowski
Bereits im November 2021 hatte die Sing-Akademie zu Berlin der Ukraine und ihrer musikalischen Tradition ein Konzert im Berliner Dom widmen wollen. Die pandemische Lage machte eine Verschiebung ins Frühjahr notwendig. Am 26. März findet nun dieses seit Langem geplante Konzert unter völlig neuen Vorzeichen statt. Aus dem geplanten Festkonzert ist ein Benefizkonzert geworden, ein Appell für den Frieden in der Ukraine und in Europa.
Das „Gebet für die Ukraine“, 2014 aus Anlass der Proteste auf dem Maidan vom zeitgenössischen ukrainischen Komponisten Valentyn Silvestrov komponiert, ist abermals zur Musik der Stunde geworden.
Überschrieben ist das heutige Konzert mit den Namen Beresowski und Bach, Namen, die für die Begegnung zweier musikalischer Kulturräume stehen. Warum spielt die Musik der Ukraine gerade für die Sing-Akademie zu Berlin eine so besondere Rolle?
Vor zwanzig Jahren, im Dezember 2001, kamen etwa 280.000 Notenseiten, Autographe, Abschriften und Notendrucke in 241 Kartons aus dem Staatlichen Archiv-Museum für Literatur und Kunst in Kyjiw zurück nach Berlin. Die damalige Regierung der Ukraine hatte sich entschieden, die 1945 in russischen Besitz gelangte, dann lange verschollen geglaubte "Beutekunst" der Sowjetarmee der Sing-Akademie zurückzugeben; ein in der Nachkriegsgeschichte bislang einmaliger Akt der Völkerverständigung.
Zu den Werken, die vor zwanzig Jahren nach Berlin zurückkehrten, gehörte Musik der gesamten Bach-Familie, darunter das sogenannte Altbachische Archiv der Vorväter Johann Sebastian Bachs sowie zahlreiche Kompositionen seiner Söhne. Aus diesem Bestand erklingen die Motette „Ach wie sehnlich wart ich der Zeit“ von Johann Michael Bach und die h-Moll-Sinfonie von Carl Philipp Emanuel Bach. Auch die Musik von dessen Taufpaten Georg Philipp Telemann ist in der Sammlung vertreten, darunter ein ganzer oratorischer Jahrgang, dem die Kantate „Wie lange hincket Ihr auf beyden Seiten?“ entstammt. Die um die Geschichte vom goldenen Kalb kreisende Kantate, die für den Sonntag Laetare im Kirchenjahr vorgesehen war, erklingt erstmals seit dem Jahr 1731 in moderner Erstaufführung.
Ein anderer Teil der Sammlung der Sing-Akademie umfasst Notendrucke aus ganz Osteuropa und Musik ukrainischer Komponisten. Zu diesen Beständen, die 2001 in Kyjiw verblieben sind, gehören die geistlichen Motetten Maxim Beresowskis, die vermutlich über Carl Philipp Emanuel Bach ins Archiv der Sing-Akademie gelangten. Die Motette „Herr, verwirf mich nicht in meinem Alter“ ist eines der ersten Zeugnisse von Vokalpolyphonie in Osteuropa und zeigt, wie genau Beresowski während seiner Studien in Italien eben jene Traditionen des vierstimmigen, venezianischen Gesangs im Venezianer Markusdom studiert hat, aus denen 1791 auch die Sing-Akademie hervorgegangen ist.
Ganz im Zeichen der Begegnung mit der ukrainischen Musiktradition stehen die Beiträge unserer ukrainischen Gäste. Eine musikalische Brücke zwischen Kyjiw und Berlin schlägt Valentyn Silvestrovs „Hommage an J.S. Bach“ für Violine und Klavier, die Motive aus der Chaconne mit Zitaten aus ukrainischer Volksmusik verwebt.
Der ukrainische Bariton Viktor Rud präsentiert zwei Lieder von Mykola Lyssenko, des großen romantischen Sammlers und Arrangeurs ukrainischer Volksmusik. Marina Bondas schließlich spielt das traditionelle ukrainische Wiegenlied „Der Schlaf schleicht sich um die Fenster herum, das symbolisch für die von ihr 2014 gegründete Initiative „Heart for Ukraine“ steht, der das Konzert gewidmet ist.
Am Ende steht Felix Mendelssohns 1831 komponierte Choralkantate „Verleih uns Frieden“. Wir wollen hoffen, dass die Bitte um Frieden bald auch jenseits des Berliner Doms Gehör findet.